K78 2012

Mission K78 - 87K(g)

Moin,

Nun gut. Wieder mal. Was? Ach so, stimmt, habe ich ja noch gar nicht gesagt. Also. K78. Bekannt. Na dann. Unbekannt. Auch gut. Ich bin da angemeldet. Beim K78. In der Schweiz. Die Zahl steht für die km. Die Schweiz für Berge. Das K erschließt sich nicht.

Ich habe mittlerweile diverse 100er hinter mir, bin mehrfach die Jungfrau gelaufen, habe gerade eine lustige Harzwanderung hinter mich gebracht. Ich bin erfahren? Ich kenne keine Furcht? Ich weiß was kommt? Haha… hier muß ich doch mal lachen. LOL. Nein, all das was hinter mir liegt ist kein Ruhepolster für das was vor mir liegt. K78.

Ich weiß noch. Damals. Ich hatte 2 Stadtmarathons und einen Bergmarathon in den Beinen. Verteilt auf zwei Jahre. Und dann habe ich mich für Biel angemeldet. 100km. Das war Irre. Ich hatte keine Erfahrung mit Ultras und 100km sind deutlich weiter als ein Marathon. Viele Gedanken habe mein Hirn durchkreuzt bis ich endlich an der Startlinie stand. Der Knall mich erlöste und ich laufen konnte.

Ich dachte nicht, dass diese unbändige Sorge über das was kommt noch einmal aufkeimen würde. Einige Ultras habe ich hinter mir. Ich sage 100km sind eine natürliche Grenze für Menschen die nicht trainieren. Ich bin angekommen wo mir alle ein Scheitern vorhergesagt haben. Ich bin gescheitert wo ich ankommen wollte. Ich sollte ein dickes Fell haben. Und nun? K78

78km sind ein Witz. Das würde mir keine Sorgen machen. 2300 oder 2600 oder was auch immer, an Höhenmetern rauf und runter macht mir auch keine Sorgen. Das bin ich schon gewandert. 14std. Diese Zahl 14. Das ist die Angstzahl. Klar. Es sind da Berge. Irgendwann wird es dunkel. Es sitzen Rettungskräfte auf Abruf bereit. Die wollen irgendwann nach Hause. Nach 14std. ist ein Arbeitstag auch mal rum. So gesehen alles in Ordnung. Für mich heißt es aber das die beiden anderen Zahlen. Die Strecke und die Höhenmeter, nichts, die Zeit aber alles ist. Und das mit 97Kg? Nein. Es gibt eine Mission. K78-87K(g). Genau. Aus den 97 heute werden 87 im Juli. Das allein wird mich nicht über die Strecke bringen. Aber um aus 97 eine 87 zu machen ist es wichtig Kalorien zu verbrennen. Und das werde ich tun. Mit Laufen. Laufen wiederum ist das was mich dann über die 78km bringen wird. Wird es das? Ich bin zäh. Der Harz hat 27Stunden gedauert. Nach 10std. war ich alle, müde und ich habe gefroren. Ich hätte aufhören können, den nach 13std. gab es Suppe und eine Möglichkeit zum Ausstieg. Ich machte weiter. Sogar länger als bis zu diesem Punkt. Ich bin zäh.

Aber beim K78 ist eine Minute über der Cut off Zeit eine Minute zuviel. Dann bin ich raus. Zäh sein nützt nichts. Man muss schnell zäh sein. Die Zeit ist alles. Die Strecke und die Höhe sind nichts. Oder doch? Irgendwie schon. Den die Beiden blockieren die Zeit.

Also habe ich mich dem Thema Zeit zugewendet. Nicht dem Training. Den es ist ja die Zeit die mich belastet. Nicht das Training. Schon einmal hatte ich einen Wettkampf geplant wo die Veranstalter aus unerfindlichen Gründen irgendwann aufhören wollten. Einen Lang Distanz Triathlon. In Roth. Kann man hier auch lesen. 15Std. Das war dort die Zahl. Ich legte mir einen Zeitplan zurecht. Einen der mich in exakt 15Std. ins Ziel bringen würde. Ich verschob nur die Grenzen der Sportartwechsel. 1:50, 7:10, 6:00. Guter Plan. Wenig Training. 1:39, 6:59, 5:46 (oder so), waren die effektiven Zeiten. 21Minuten vor dem Plan. Eng. Aber ausreichend.

Daher auch hier. Ich habe Zeiten aufgeschrieben. Magische Werte sind die vom Veranstalter vorgegebenen Cut off Zeiten. Filsur , 30km, 04:25Std. - Bergün, 40km, 06:10Std. - Chants, 48km, 07:45Std. - Keschhütte, 54km, 09:30Std. - Sertig dörfli, 67km, 11:35Std. - Sportzentrum, 79km, 14:00Std. Oder eben von 7:00 bis 21:00. Oder ein Tag muss reichen. Oder besser das Tageslicht eines Tages muss reichen. Auf jeden Fall ist obige Zahlenfolge die, die mich bis Juli beschäftigen wird. Ich werde sie aufsagen können, wenn ich nachts geweckt werde. Ich werde sie als Mantra vor mich hin sprechen, wenn ich joggen gehe. Sie wird mich verfolgen. Sie wird mir halt geben. Die Berge wird sie nicht flacher, die Strecke nicht kürzer machen. Aber sie ist das Gerüst. Das Gerüst, dass mich von Zeitmatte zu Zeitmatte tragen wird. Das die Strecke unterteilt. Wie ein abstinenter Alkoholiker immer einen Tag nach dem anderen lebt, so werde ich eine Zeitmatte nach der anderen leben. Die Zeitmatten sind sequentiell. Immer schön der Reihe nach. Abkürzen führt zur Disqualifikation.

Und trotz Gerüst. Trotz mannigfaltiger Erfahrung. Es ist ein dickes Brett welches da vor mir liegt. 100km in Biel. Bestzeit 14:00. K78. 22km weniger, aber 2000Hm mehr als Biel. Kann ich 2000Hm in 22km übersetzen. Am Ende von Biel waren 22km lang. Und haben gedauert. Nix mit 6er Schnitt. Ha. Ne Ne. So kurz vor der Dreistelligkeit ist der Schlussläufer langsamer. Wie langsam es wirklich war kann man in den Berichten lesen. Hier sage ich mal 5km/h. 12min der km. 242min. 4 Stunden. 2000Hm. Ich rechne immer mit 15 bis 20min pro 100Hm. 300 bis 450 min. 6 bis 8 Stunden. Aua. Ich sehe eine Lücke. Bitter. Aber Bangemachen gilt nicht.

Ich habe ja mein Gerüst und das wird tragen. Ich werde den K78 in 14 Std bewältigen. Vielleicht sogar in 13:59. Man wird sehen.

Und ich habe Musik. Ja Musik. Hatte ich nie. Aber das Leben ist Veränderung und ich bin tatsächlich mit Musik auf den Ohren gelaufen. Ich der ich dabei sonst ins stolpern gerate. Und ich war sogar flott damit. Ich habe mir Kopfhörer besorgt die eher auf dem Ohr hocken, ich höre noch die Welt, aber ich höre auch Musik. In diesem Fall einen Mix den ich einem lieben Menschen verdanke. Einige Lieder hat Klara selbst gesungen, andere hat Sie mir empfohlen. Eine gute Empfehlung. Nein ich komme nicht damit um die Ecke was es ist, aber es ist schön. Im Moment (hihi) kann ich dazu gut laufen. Ich hoffe das hält.

Juli ist nicht mehr weit. Berge bin ich noch nicht gelaufen. Sollte ich. Aber ich habe keine Lust hier welche aufzuschaufeln. Ich werde wohl irgendwann den Müllberg besuchen. Satte 40Hm kann man da am Stück laufen. Wahnsinn. Hochalpine Gefühle. Oder nicht? Na vielleicht, wenn ich bei Regen und Sturm mit geschlossenen Augen laufe. Flachland ist halt nicht das Beste um für eine Berg Ultra zu üben.

Auch mache ich mir Sorgen um die Gräten. Bergauf zwicken die Knie und die Hüft noch mehr als eh. Der Plan ist ja nicht den Körper kaputt zu spielen bis Juli. Da soll noch Leben drin sein, wenn um 7:00 der Knall kommt. Also vielleicht die Berge Berge sein lassen und erst nach dem Knall mal eine Steigung laufen? Könnte man machen. Aber ich denke ich werde schon vorher mal bergauf laufen. Saghaft. Nichts übertreiben. Die Gräten müssen halten. Hab nur die. Eigentlich ist es ja wie immer. Vorher ist die Unsicherheit. Die Fragen. Das Warum. Die Sorgen. Könnte es nicht endlich losgehen, damit ich spüre ob es geht? Dieses Warten. Echter Mist. Aber noch ist es hin. Wir haben März. Und der Juli ist weit. Und nah. Jeder Trainingsplan - nicht das ich einen hätte - sagt, dass man in der Zeit nüscht mehr rausholt, was nicht eh da ist. Oder nicht? Lassen wir das mal so stehen.