Jungfrau 2006

Der Lauf

Moin,

nachdem ich ca. 10 Tage vor dem Jungfrau Marathon erfuhr, daß ich nicht eine entzündete Achillessehne, sondern einen Ermüdungsbruch im Fersenbein hatte, mußte das Training noch mehr zurückgefahren werden. Die Voraussetzungen für den Jungfrau Marathon waren also erdenklich schlecht. Daneben sagten alle - hier im Forum und in der echten Welt - das ich mit dem Klammerbeutel gepuddert wäre, würde ich mit diesen Voraussetzungen starten.

Die

Gut ich bin wohl mit dem Klammerbeutel gepuddert und daher bin ich gestartet. Natürlich hatte ich Angst, daß die aus der Stressfraktur ein echter Bruch werden könnte, daß ich mit fast gar keinem Training auf der Strecke schlappmachen könnte... Die Angst lief also vom Start an mit, und ab km 1 gesellte sich dann auch der Schmerz dazu. Ab hier beginnt dann die Dummheit on the run.

Die

Die ersten flachen 10km im Tal von Interlaken lief ich - angestachelt durch Tatjana - mit einem 6er Schnitt schneller als ich wollte. Ich hatte mir 6:30 verordnet. Na es lief ja und das Wetter war mehr als super. Blauer Himmel, Sonneschein, klarer Blick auf die Berge. Nicht Nieselregen und Wolken wie im letzten Jahr. Gut dachte ich im Tal lief es also, das Wetter spielt mit, Du wirst es also schaffen.

Ab km 10 geht es dann seicht bergan. Ich konnte hier noch gut laufen und kam noch relativ frisch in Lauterbrun an. Den Halbmarathon habe ich in 2:24 absolviert. Das war soweit OK. Ich hatte mir noch einen Zwischenzeitenzettel für 6:30 Zielzeit drucken lassen und auch der sagte, alles im Lot. Also weiter dann.

Steigung

Ich wußte, daß bei km 25 "die Wand" kommt. Also vorher noch mal schön ein paar Gels eingesammelt, ordentlich getrunken und ab damit. Ich konnte auch relativ flott die Wand hochgehen. Einige habe ich dabei überholt. Es kam etwas Freude auf! Die Schmerzen im Fuß waren fast vergessen. Mittlerweile war die Sonne kräftig geworden und der Schweiß floß reichlich.

In Wengen "zog" ich mit 3:58 an der 30km Marke vorbei. Sicher hat keiner der Zuschauer unter meinem Fahrtwind gelitten, den ich war langsam unterwegs. Wie alle anderen um mich herum auch. Aber von den Zeiten her war das OK und so ging ich frohen Mutes in den "Wald-wander-Teil" über.

Steigung

KM 35 ein Mountainbike schiebt sich langsam an mir vorbei. BITTE WAS HAT DER KERL AUF DEM RÜ ÜCKEN???? EINEN BESEN!!!! Das kann doch nicht sein. Ich also fix gefragt, ob er wohl vor der Zeit ist. Nein, es sei alles OK war die lapidare Antwort. Ne, so nicht. Nicht bei km 35 aussortiert werden. Wixi bei km 38 war die Schlüsselstelle. Die mußte ich vor dem Besenkerl erreichen. Kurz den Körper gefragt: Haste noch Kraft für nen Sprint? Ernüchternde Antwort: No way! Also war hier keine basisdemokratische Entscheidung zu erreichen. Die Dikatur des Willens mußte ran: Los Körper mach hinne. Ha, daß saß. Von einem Schnitt deutlich jenseits der 10min/km zog ich an auf 7min/km. Das Besenmonster hatte keine Chance. Ich war weg. Mit mir liefen so ca. 20 Verzweifelte ebenfalls jenseits der Vernuft um der Zeitfalle zu entkommen. Anders als die anderen drehte ich mich nicht mehr nach dem Bike um. Ich wußte ich war schneller.

Aber wie tief saß der Schock. 35km und dann raus. Boh das wäre so kraß gewesen. Nein das durfte nicht sein.

Steigung

Nun allerdings stellte sich die Frage, was meint der Körper zu einem 3km zwischenspurt. Bei km 38 ist zwar die Harte Ausschlußmauer dann geschafft, aber nach Wixi kommen noch 4km über die Moräne. Und das ist strammes Bergwandern. Da geht es richtig steil über Bergpfade hoch. Hatte ich mit der Anstrengung dem Besenmonster zu erkommen die Akkus auf Null gefahren? Was sollte ich lange nachdenken, nützt ja nichts. Ich war jetzt da und es ging weiter. Ich bin also zügigen Schrittes den Berg hoch und konnte gut im Pulk "mitschwimmen". Es blieb sogar Zeit für das eine oder andere Foto

Moraene Oben

Super schön war ab hier das Gefühl dem Besenmonster entkommen zu sein und ich denke das hat mich dann noch oben getragen. Schade war, daß der Duddelsack-Man oben in den selben gehaun hatte und nicht mehr spielte. Na egal, was war ich auch so spät dran.

Die letzten 1,2km die dann noch bergab gehen bin ich im Vorjahr noch gelaufen. Diesmal war der Fuß doch so ein Handcap, daß ich auch hier gegangen bin. Einige andere hätten das mal besser auch gemacht. Ich bin von Menschen überholt worden, die nicht mehr die Kraft hatten zu bremsen und von anderen aufgefangen werden mußten. Auch wenn ich sicher nicht der vernüftigsten einer bin, aber ohne Kraft bergab rennen, daß mach ich dann doch auch nicht.

Sven Heiko

Im Ziel (6:31:52 - immerhin PB, letztes Jahr waren es noch 6:36 und da hab ich den Besenfredi NICHT gesehen!) konnte ich dann die tollen heißen Duschen oben auf dem Bergsattel geniesen. Ich hab mir ewig das heiße Wasser über die müden Knochen laufen lassen. Richtig gut fühlte sich der Körper nicht an, aber ich war oben!

Sven

Nach dem Duschen habe ich noch mit Tatjana, Sven und Frank-Olaf das schöne Wetter genossen.

schoenes

Fazit: Die Jungfrau ist immer ein Erlebnis. Auch wenn es einem schlecht geht, man zu wenig trainiert hat und der Besen-Biker einen jagt ist es doch ein Erlebnis. Sicher war das Jahr davor schöner, es lief einfacher runder, aber die Erfahrung mit dem Besen ist auch mal was anderes.

Organisation: Am Ende noch ein Lob auf die Organisation. Es ist unglaublich was die Schweizer da jedes Jahr leisten. Auch in den entlegensten Winkeln der Bergwelt wird massiert, Wasser, Iso, Engergieriegel, Bullion etc. gerreicht. Und selbst der Besenmann hatte ein Lächeln auf den Lippen. Freundlich bis in den Untergang! Wenn ich bedenke, daß man dort für mein Startgeld Getränke mit dem Hubschrauber an die Bergpfade stellt, dann gebe ich dies Geld gern aus!

Das runderum in Interlaken ist auch sehr nett. Unterlagen Ausgabe und Messe sind im alten Casino von Interlaken untergebracht. Und 4000 Starter plus Anhang haben Interlaken fest im Griff. Abends nach dem Lauf war die Start in Türkis unterwegs - die Farbe des diesjährigen Finishershirts.

Nächstes Jahr? Klar bin ich wieder dabei. Es gibt einen doppel Start sagt man. Samstag hoch und Sonntag wieder. Ich denke das versuch ich mal. Ihr seht, ich werde nicht vernüftig. Das wird schon klappen!

Nun ein paar Wochen danach laboriere ich immer noch mit dem Ermüdungsbruch und schwimme statt zu laufen. Aber dennoch ich würde auch morgen wieder zur Jungfrau starten.