Eulenburgtrail 2012

Moin,

Es ist Samstag. 05:00 und ich hoppele entspannt zum Briefing. Ich will in ca. 1Stunde Starten und den 64km Bambini Eulenburgtrail laufen. Bereits seit Freitag 6:00 sind die echten Läufer auf der Strecke um die 32km Runde die mit 1111Hm gewürzt ist insgesamt 5 mal zu bewältigen. Und einer ist sogar schon im Ziel. Unter 24std. Sachen gibt das.
Ich als warmduschender vorwärtseinparker auf Schattenplätzen bin natürlich erst heute am Samstag hier. Eben zum Bamibini Event. Nur 2 mal geht es für mich auf der 32km Runde rum. Und damit ich keinen Drehwurm bekomme ziehe ich mich erst mit dem Uhrzeiger auf und entdrüssel mich auf der zweiten Runde.
Das Briefing durch Michael ist gewohnt kurz und präzise. Wer stirbt soll nicht jammern. Wir machen es freiwillig. Jeder hat ne Karte. Die Schlüsselstellen gibt es als Foto und Video zu sehen. Um 6:00 ist Start. Fertig. So soll das sein.
Ich freue mich auf den. Nur die Sorge um meine Zeit quält mein Gemüt. 64km, 2222Hm das sind 14km und 400Hm weniger als der K78. Und es findet im flachen statt. Sprich die Luft ist fett und Sauerstoff getränkt. Nicht diese dünne Plörre die mir beim K78 am Sertigpass serviert werden wird. Der Physiker versucht natürlich zu interpolieren, wie lange man in einer reinen Sauerstoff Atmosphäre für zwei Runden mit beschriebenen Eckdaten brauchen darf um dann den K78 in dünner Bergluft sub 14std zu bewältigen. 12 std. ist hier das Limit. Bei gleichen Höhen Bedingungen würde ich allerdings sagen. 11:30 müsste ich laufen um sicher sein zu können. Den Verdünnungsfaktor mag ich gar nicht schätzen? 1 Std, 2Std?.. Wer kann so was schon mit Sicherheit sagen. Und was nützt es. Ich kann hier auch nicht volle Kamelle laufen. Bergab kann ich schon schön rollen lassen. Aber in der Regel sind danach die Gelenke im Bewegungsapparat Brei. Das ist allemal dumm. Besonders aber wenn der eigentliche Lauf noch bevor steht.

Los geht's. Viele sind wir nicht. Harz ist immer schön. Ich bin soweit fit. Sogar gelaufen bin ich vorher. So in der Art von Training. Alles gut also. Und so spule ich die ersten km ab. Ich genieße die Landschaft, dass Gefühl mal wieder etwas organisiertes zu laufen. Immer nur selbst gesteckten Rundenzielen hinter her zu rennen ist schön, aber anders.
Ein kurzes Stück durch Häuser. Dann rauf auf den Beginn des Hexenstieges. Den kenne ich ja nur zu gut. Aber flott geht es links weg und wir laufen recht eben auf breiten Forstautobahnen. Dann aber eine Markierung nach rechts und der erste echte Anstieg auf einem kleinen Single Trail steht an. Geht alles gut und ich bin sogar noch "im Feld" unterwegs. In Lerbach folgt erneut ein kurzer Kontakt mit der Zivilisation. Aber man schläft hier noch. Jetzt geht es stetig bergauf. Irgendwann erreichen wir einen Aussichtsturm. Ich klettere nicht hinauf. Laufen ist das Thema. Und das geht heute doch recht gut.

Ich spüre die angeknackste Rippe. Es fühlt sich an, wie ein Brustgurt, der auf der rechten Seite ein wenig eng geschnürt ist. Aber ich spüre auch, wie der Schmerz langsam immer mehr abnimmt und hoffe er ist am Ende einfach weg. Zum Glück bin ich nicht so schnell, dass ich hektisch atmen muss. So hält sich der Einfluss in Grenzen.

Ein Stück durch den Wald. Eine Asphaltstraße. Ein hässliches Gebäude. Psychatrie. Aha, wer meint das sei Käse was er hier macht, könnte dort sicher ein Zimmer bekommen. Aber ich bin guter Dinge und laufe vorbei. Erneut geht es kurz auf dünnem Pfad durch den Wald. Dann aber über lange Phasen auf breiten Wegen. Leicht bergab. Ich komme flott voran. Bald müsste die Sössetalsperre kommen. Tut sie auch. Eine Kiste hält Knabberkram und Getränke bereit. Das tut gut. Es wird langsam warm und ich trinke reichlich, immerhin kommt jetzt ein langer Anstieg bis zur Hanskühnenburg.

Erneut sind es breite Forstwege die mich bergauf geleiten. Aber irgendwann geht es dann an einem spitz abgebrochenen Baum rechts weg auf einen steilen Pfad. Das ich hier nicht laufe sondern flott gehe versteht sich wohl von selbst.
Nach der Hanskühnenburg geht es in Kammlage durch schöne Hochmoore. In der Sonne ein absolut herrliches Stück Strecke. Am Ende der Kammlage geht es rechts in den Wald und auf einem leicht feuchten rutschigen Untergrund geht es einen steinigen Weg hinab ins Tal. Hier heißt es vorsichtig zu Werke zu gehen. Wenn man hier stürzt hat man sicher irgendwo Kontakt mit einem Stein. Und wer will das schon. Das ich nach der Hochmoor Passage eh schon aussehe wie ein Schwein ist wohl klar.

Bald erreiche ich wieder breite Forstwege und trabe flott bergab dem Wendepunkt entgegen. Dort angekommen kann ich kaum glauben, dass ich die erste Runde in 4:44 geschafft habe. Klasse. Kurze Pause. Ich trinke fleissig, esse Kuchen und andere leckere Dinge und zurück geht es.

Etwas bitter ist es zu wissen, dass es jetzt erstmal 9km bis zur Hanskühnenburg bergauf geht. Mal mehr mal weniger. Aber irgendwie immer bergauf. Das Stück Kammlage kommt mir jetzt auch viel länger vor als auf dem Weg runter. Komisch. An der Burg angekommen gönne ich mir erstmal ein Kaltgetränk aus dem Restaurant. Die Verpflegungkiste ist ja noch ein Stück hin.
Der steile Pfad bergab durch den Wald geht mächtig in die Schenkel. Und auch die Knie singen schon ihr Klagelied. Na ist ja nicht mehr weit. Die Waldautobahn kann ich dann wieder bergab traben. Hier treffe ich auch Hr. Weisshaar. Über 70. Und auf der 100Meilen Strecke. Hut ab.
An der Verpflegungsbox fülle ich meine Flüssigkeitsspeicher. Der Magen ist voll und die Trinkblase auch. Es ist schwül warm. Mein Wetter. Aber es tropft halt überall raus und man muß schon viel trinken. Weiter geht es in den langen Anstieg zur Psychartrie. Mit der Gewissheit flott unterwegs zu sein. Also jedenfalls für meine Verhältnisse. Ziehe ich einsam durch den Wald. Menschen sehe ich auf dem gesamten Stück nicht. Denkt man gar nicht. Aber der Harz ist heute ziemlich leer.

Erneut am Aussichtsturm angekommen weiß ich, dass es bis auf kurze Ausrutscher nur noch bergab geht. 11 std. scheinen machbar. Allerdings zwickt es bergab schon arg. Runter nach Lerbach spüre ich das Feuer in den Oberschenkeln und genieße auf der anderen Seite des Tals den kurzen heftigen Anstieg. Komisch. Aber am Ende ist bergauf schöner als bergab.

Von hier ist es nicht mehr weit und ich trabe und gehe im Wechsel. Bald bin ich wieder am Hexenstieg und kann Osterode wieder sehen. Noch kurz durch die Stadt, an der Sösse entlang. Ein sanfter Anstieg und dann der Weg zum Campingplatz. Über den Fluß. Da das Futterzelt. Im Ziel. Die Uhr steht bei 11:06
11:06 damit hätte ich beim k78 noch fast 3 Stunden für die verbleibenden 14km. Aber ich wäre vermutlich beim K78 nicht so schnell, weil die Luft dünner ist. Dennoch. Diese Zeit lässt mich hoffen auch in der Schweiz das Ziel zu erreichen bevor die da dicht machen.

Von hier noch mal mein Dank an Susanne und Michael. Ist immer wieder toll was Ihr auf die Beine stellt. Ich laufe gern auf Euren Veranstaltungen.