Forststeig 2021- Variationen

Moin,

Elbsandstein 2021

Fürgelogen aka Prolog

Ich dachte ja ich versuche mich dieses Jahr mal an einem Jakobsweg auf spanischem Boden. Allerdings ist dieses Jahr auch geprägt von dieser Corona, die ja als Reisebegleitung überall ihre Spikes drin hat. Eben diese Corona ist so wankelmütig, dass ich mir dann doch was gesucht habe, wo die nicht so richtig mitspielen darf.
Es wurde dann etwas im Heimatland mit einem kurzen Übertritt in ein südliches Nachbarland. Grüne Grenze. Da sollte dann was möglich sein.
Ebenfalls in diesem Jahr hatte ich mir mal überlegt am Ende des Jahres 1000km zu Fuß gegangen zu sein. Fix merkte ich, dass 1000km irgendwie nix sind um Sozialneid zu erzeugen. Ich setzte daher schnell das Ziel auf 2000km. Oder? Ne, der wahre Grund war, dass ein Kumpel meinte jeder der die 2000 schafft bekommt einen Patch von ihm. Wenn das kein Anreiz ist. Das mit dem Sozialneid funktioniert nämlich auch mit den 2000km nicht. Neulich bei einer Sportwandern traf ich auf – bzw hörte ich am Tisch – von „5000-6000 sind es schon im Jahr“. Wer bitte hat so viel Zeit? Na ich nicht. 2000 bedeutet bei meinem Tempo nahezu 400 Stunden. Was dann wiederum fast 17Tage Tag und Nacht gehen sind. Das will erst mal versteckt werden in einem Arbeitsjahr.
Zurück von Planung, Sozialneid und versteckten Stunden. Wohin nochmal sollte es gehen? Hier kommt nochmal das Forum ins Spiel. Jemand vertickte Tickets für den Forststeig. Elbsandstein. So lies mich der Zufall dort planen.
Alles paletti? Ne. In den Wochen vor dem Start passierten dann noch ein paar Wetter Dinge. Die S1 die zum erreichen von Schöna genutzt werden sollte wurde überspült. Und auch sonst war einiges am schwimmen. Zittern bis zum Starttag war angesagt. Viel Infrastruktur braucht der Wanderer ja nicht. Aber er möchte auch nicht auf den Vermissten Listen auftauchen. Es sah dann aber so aus, dass es ohne Gefahr möglich sein sollte.
Pack die Liste

Ja diese Liste. Ist ja egal was man alles bedenkt, irgendwas fehlt immer. Ich bemerke immer mehr, dass ich einen Wasser tick habe. Transportable Feuchtigkeit ist mir wichtig. Ist doch das meiste Futter nur damit zuzubereiten und auch mein alter Körper wünscht sich regelmäßiges auffüllen. Auch beim Gas/Kocher bin ich konservativ. Sprich da ist meist zu viel dabei. Klamotten dagegen kann man strecken. Da passt das. Bei dieser Tour sollen es ja eigentlich die Hütten des Forststeigs sein. Aber unser Freund Covid und seine Schwester die Inzidenz hatten schon Hüttensperrungen im Gepäck gehabt. Und das geht mitunter fix. Zum Start waren sie offen. Aber als Backup sind zwei Tyvek Biwak Säcke und ein Tarp dabei. Könnte ja sein dass man doch auf die Wiese muss.
Strom ist auch ein Thema. Ich möcht ja aufzeichnen. Also braucht es Strom. Solar? Ne, Leute zu wolkig die Tage. Powerbank. Licht? Ein bisschen. Auch wenn es noch lang hell ist. Futter. Futter ist diesmal doch ein Batzen. Planen wir doch die Woche ohne weiteren Einkauf. Schuhe ist leicht. Elbsandstein ist Turn- oder Halbschuh Areal. Latschen für den Abend.
Messer. Löffel. Geld. Impfpass!!. So müsste es gehen.
Los dann.

Hinweis: Bilder immer auf einem Haufen am Tagesende
Am Vortag hatte mein Kind2 noch Programm. Geburtstag meiner Ex-Frau. Trotzdem früher Start. Das Dieselschwein brachte uns fix nach Schöna. Was der neue Abstellplatz für die Karre sein sollte. Gegen 13:30 rollten wir ein. Parkten, Rucksack auf und los.

Tag 1.

Start war wie gesagt kurz vor 14:00. Willys Ruh war unser Tagesziel. So um bei 20km sollten es noch werden. Jeder so bei 18Kg ohne Wasser auf dem Rücken. Mit Wasser um bei 20kg.
Wir mussten uns seitwärts an den Forststeig ranpirschen. Wir hatten ja einen erhöhten Parkplatz gewählt. Und bei näherer Beobachtung der Erosion allenthalben, war das auch eine gute Idee. Nachdem wir den Forststeig geentert hatten kam gleich ein „hier wäre dann mal Schluss“, weil wir vom Fort gerade Bäume schubsen machen. War aber Sonntag und kein Fichtenmoped oder Harvester zu hören so dass wir die sichtbaren 200m kurz passierten. Der Forststeig läuft hier auf kleinen Wegen am Hang entlang Richtung Grenze. Dort taucht er in ein Bachtal ab und folgt der Grenze. Dieser kleine Bach war wieder was er sein sollte. Das Platte Gras und die Spülfurchen zeigten deutlich: Vor ein paar Tagen hättet ihr hier nur mit Wathosen noch was werden können.
Ein wenig später bog es ab und wir lernten die Zirnsteine kennen. Erst unten vorbei. Dann 180 Wende und hoch. Dann oben vorn vorbei an den Steinen. Es folgte die Aussicht und der alte Triangulationspunkt. Wieder 180 und oben auf den Steinen in der Hochmoor Landschaft zurück. Erneute 180 Grad und an der anderen Seite zurück. Wir gingen auf einer alten Straße. Richtig schön muss die mal gewesen sein. Mit Sandstein Fahrbahn und Begrenzungssteinen aus Sandstein. Heute überwuchert und im Singletrail Modus. Auch nett. Überhaupt sind wohl nicht so viele unterwegs, oder die Natur ist schneller. Oft ist der Weg so zugewuchert das die blanken Beine neue Muster von Brennesseln und Himbeeren bekommen. Durchblutung ist gesichert.
Plötzlich ein Pfosten mit gelbem Strich. Was bedeutet, der Forststeig macht hier was. In diesem Fall abbiegen. Runter vom Straßen ähnlichen Zustand. Die Böschung und dann den Hang runter. Ernsthaft? Ja, ernsthaft. Das geht mal richtig bergrunter. Na dann. Mal kucken ob der Hintern sauber bleibt. Er blieb. Unten dann das Zirnstein Biwak. Wir werfen einen Blick. Wollen doch mal sehen wie voll es ist. Ah nur ein Päärchen. Dann haben wir wohl auch Hoffnung auf einen Platz in der Hütte.
Die Zirnsteine sind Geschichte, wir sind zurück an der hier geraden Grenze. Sehr gerade. Viele Grenzsteine. Gerade in welligem Gelände bedeutet? Richtig. Auf und Ab sind unsere neuen Freunde. Der Weg ist klein, einspurig, nass und überwachsen. Die eine oder andere Adrenalin Rutsche wird so möglich. Nicht immer kann man den nächsten Trittpunkt klar erkennen.
Interessant auch, das der Wald hier ruhig ist. Nix, aber auch so gar nix von Tierlauten. Komisch. Der Sohn bekommt zusehends Probleme mit dem Fuß. Die Schuhe, die letztes Jahr noch für viele Kilometer am Killi gut waren, diese Schuhe drücken diesmal. Fuß größer geworden?
Der Abend ist da. Wir passieren die Grenzbaude. Die wir nicht besuchen, da etwas abseits des Weges. Das Gras des Weges dorthin sieht nicht „totgelatscht“ aus, was uns weitere Hoffnung auf einen Platz bei Willys Ruh macht. So die letzten knapp 3km. Willy hat seine Hütte etwas abseits vom Weg. Abzweig die letzten 1,2km bis zur Hütte. Es dämmert bereits. 21:30 und wir sind an der Hütte. Allein. Niemand sonst. Aufenhaltsraum mit Kachel offen. Schlafkammern mit 10 Betten und nur wir zwei Hanseln. Auch nett. Zumindest werden nur wir uns mit Schnarchen nerven.
Noch fix ein Trockentütenfutterersatz Mahl erwärmt und ab in die Heia.
22,1km




















Tag 2

Die Nacht war gut. Der Morgen beginnt mit Frühstück und einer Appetit zügelnden Blasen Op beim Zwerg. Nach diesen beiden Aktionen und dem verpacken der Klamotten geht es los. Es soll bis zu Kamphütte reichen heute. Nach den 22km gestern wären das heute 30km. Mit dem Fuß? Wir werden sehen.
Die Grenze ist unser Freund. Für km nach km nach km. Hm. Aber der Wald ist toll.
Irgendwann geht es weg von der Grenze und rein in die Tschechei. Hier mal ein kleiner Tipp für die anderen. In D ist es immer der gelbe Strich. In der Tschechei stehen Schilder wo Forststeig drauf steht. Mit gelben Strich und einer weiteren Markierung (normale Wanderweg Markierungen). Diesen muss man folgen. Der gelbe Strich ist nicht entlang des Weges angebracht. Wir waren zunächst kurz verwirrt und haben mit dem GPS Track gegen geprüft.
Die Wege hier in diesem Teil der Welt sind breiter. An einigen Bolder Stellen vorbei erscheint ein Turm im Blickfeld. Ach, das ist ja nett. Er steht auf dem hohen Schneeberg. Das Restaurant ist offen. Es gibt was zu trinken. Ein wenig den Blick schweifen lassen. Dann auf auf, der Weg ist noch weit. Kurz nach dem Turm gibt es Asphalt. Für ca. 2km. Nicht so schön, aber wohl nicht anders zu machen? Über eine quer Straße und dann rechts zurück in den Wald. Breite Wege.
Als wir erneut ein wenig Asphalt haben und eine Straße queren kommt der erste kräftige Guß. Ein kleiner Unterstand am Parkplatz hilft trocken zu bleiben. Kocher raus und schnell einen Tee gekocht. Regen aus und wir zurück auf den breiten Wanderweg. Dann aber auch wieder single trail. Kletter stellen. Alte Steinstraßen. Das Bild ist immer ähnlich aber doch jedes mal anders. Ostrov ist das nächste Ziel. Es geht fix bergab laute Stimmen dröhnen durch den Wald eine Jugendgruppe Slacklined im Wald während andere daneben Boldern. Ein Stück Straße, ein Schild „Autocamp“ und links zeigt sich ein Betonbewährtes Wasserloch. Irgendwer meint das sei mal ein Bad gewesen. Hm. Dahinter ein Restaurant. Übersichtliche Karte. Es gibt ein lecker mal mit kalt und heiß Getränk. 17 Euro stehen an für zwei Leute. Günstig.
Auch hier gilt, nicht zu lange trödeln, wir sind eh spät dran.
Auf dem Weg dann schnell die Erkenntnis: Kamphütte wird heute nix. Das ist doof. War doch auch das Wasser so geplant, dass es bis zur Hütte reicht und dann dort für Abendbrot und Frühstück aus dem Wassertank gelebt wird. Mist. Karte. Wo gibt es hier noch Wasser. Nochmal Mist. Nur unterhalb des Weges. Na dann.
Steil runter auf eine Forststraße. Ein Stück einmal abbiegen. Gegenrichtung. Andere Forststraße. Und dann die Rosenborn Quelle. Herrliches Wasser. Super Erfrischung. Vorräte voll. Ab hier dann die verlorenen ca. 150 Hm wieder hoch. Wir bleiben für die letzten Meter zum Zeisigstein unten auf der Forststraße und steigen nicht bis hoch zum Wanderweg. Kurz die Aussicht auf dem Zeisigstein genießen und dann aber auch einen Platz suchen für die Nacht.
Ein kleiner Dreieck Unterstand. Da passen wir rein. Gut. Kochen. Isomatte. Schlafsack. Tyvek Tüte (erster Test), getränktes Moskitonetz (erster Test).
27,2km





















Tag 3.

Obwohl das Moskitonetz nicht den gesamten Eingang des kleinen Dreiecks versperrte hat der Duft anscheinend gereicht. Wir waren nicht ausgesaugt. Das Ding darf bleiben. Keine Ahnung was unsere Lungen dazu sagen, müsste man auf die Lange strecke beobachten. Weiter. Aber wie? Die Zwergenfüße sehen nicht gut aus.
Blick auf die Karte. Wir kürzen ein wenig ab. Wir gehen quer durch den Wald Richtung Ottomühle. Vom Theilenmannweg biegen wir irgendwann auf einem Zustieg ab um noch mal ein wenig Felsen zu erleben. Tolle Türme und so stoßen wir auch auf eine echte Luxus Boofe. Kurz danach krabbeln wir noch in die kleine Bennohöhle. Zurück auf dem Forststeig.
Es beginnt zu Regnen. So ein Dreieck wie für die Nacht rettet uns und einen weiteren Wanderer. Es schüttet wie aus Eimern. Wetterradar. Ach wie schön. Das bleibt. Da mitten im Wald wäre auch eine Wanderbus Haltestelle. Nein. So nicht. Wir gehen weiter. Trotz Regenklamotten sind wir nach nicht mal 30 Minuten in dem Regen durch. Egal. Jetzt ist eh alles naß. Weiter. Der Weg ein Bach. Dann hört es auf. Weiter muss es gehen, weil es doch frisch wurde durch den Regen und das Gehen hält warm. Anstieg. Das könnte schon der Anstieg zur Rotstein Hütte sein. So ist es.
Als kleiner Bonus verlaufen die letzten Meter durch ein hohe Wiese. Jetzt wir der Wasservorrat im Schuh noch ein letztes Mal erneuert. Oh, die Hütte hat Qualm. Wir sind nicht die ersten. 5 sind schon da. Der Ofen brennt. Hach, wie herrlich. Wärme. So einfach kann Luxus sein. Ich kann schon vorweg nehmen, trotz Feuer in der Hütte waren Socken (Wolle) und Schuhe am nächsten Tag immer noch ein Feuchtbiotop. Es kommen noch weitere. Ein Pärchen sieht die Menge und macht sich auf zu Willys Ruh zu queren. Eine Einzelwanderin und zwei weitere Pärchen bleiben. Ein toller Schnatter Abend in der Hütte entsteht. Geschichten, Ausrüstung. Ach ein Traum.
18.9km


















Tag 4.

Nächster Morgen. So richtig eilig hat es niemand. Es ist zwar trocken. Aber Regen steht laut App auf dem Programm. Am Nachmittag steht dort.
Blasen Versorgungsprogramm beendet beim Zwerg und los geht es. Der Zwerg leidet und wir kürzen eine Schleife in der Wegführung ab. Den Spitzstein werden wir also nicht sehen.
Die Lamperstein umrundung möchten wir aber machen. Oben auf dem Lamperstein gibt es ein warmes Mahl. Warum? Weil leider Wetter eine andere App benutzt als wir. Kurz nach dem Aufbruch gingen die Wasserhähne wieder auf. So eine Menge Feucht von oben. Die Zwergenfüße öffnen auch Ihre Pforten. Als wir oben auf dem Lamperstein waren und sich dort kurz die Sonne zeigte war das mit dem Kochen eine tolle Sache.
Wir kommen Besuch von zwei älteren Herren, diese ziehen auch ihre Regenjacken aus. Bei einem erscheinen drei schwarze Punkte auf gelbem Grund. Ich spreche ihn an. Er sagt es geht in Richtung 100% Sehkraft Verlust. Ich frage wie er den doch sehr anspruchsvollen Weg über Steine und Brücken, Stufen schafft. Er sei hier schon oft oben gewesen, das ginge schon. Na dann. Hut ab vor der Leistung.
Mein Zwerg ist am Ende. Und ich bin auch fix naß. Die nächste Nacht wäre wieder draußen. Da wir das Ganze als Spaß geplant haben wird hier oben kurz über weiter und durch oder dem Regen ein Schnippchen schlagen diskutiert.
Wir beschließen den letzten Tag zu lassen (Ansage waren 10 Stunden Regen) und steigen ab nach Biletal.
Bus? Ach das wird lustig. Daumen. Keiner hält. Fußgänger. Wo wollt ihr hin. Kurzes Gespräch. Er fährt uns nach Königsstein. Der Glaube an das Gute im Menschen ist zurück. Entschädigung will er nicht. Ein guter Mensch. Danke dafür. Bahn. Bus. Ein paar Schritte die dem Zwerg das letzte an Fußschmerz abverlangen und wir sind am Auto. Rückreise.
Trotz Schmerzen beim Zwerg war es ein toller kurzer Ausflug. Linkselbisches Sandsteinzeug, ich komme wieder.
9.6km














Fazit:
Tolle Landschaft. Viele Grenzsteine. Drei Zecken. Viel Wasser. Nette Menschen. Gern wieder. Gern trockener.

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