Eisenmann - das Ding ist gelaufen
Juni 2007
Der lange Bericht für die Detailfreaks
Roth ist ein Erlebnis, daß muß man einfach neidlos so stehen lassen. Ich kann
diesen Triathlon nicht mit anderen LD Triathlons vergleichen da ich ja in Roth Erstäter war. Aber
die Stimmung dort ist schon Klasse und die Teilnehmer und das Publikum sind im wesentlichen so wie
ich es mir erhofft hatte.
Wie immer gibt es natürlich auch dort die super angespannten Ergeizigen, aber es waren auch die Spaß
Athleten in ausreichender Zahl vorhanden.
Ich fühlte mich also wohl und das war wichtig, denn ich war allein. Das erste Mal bei einem Wettkampf
allein. Und gerade bei einem Triathlon ist das doof. Muß man doch eine Menge organisieren und würde
gern mit anderen mal über die Wahl der Kleidung oder sowas reden. Nun gut, ging nicht ich war allein.
Ich habe mit anderen, neuen Menschen über den Wettkampf geredet, aber das ersetzt nicht das Gespräch mit
einem Trainingspartner oder Freund.
Ich habe aber die Abgabe des Rades, welche in Roth ja einige Kilometer entfernt
vom späteren Zieleinlauf stattfindet gut Überstanden. Ich hatte einen schönen Platz für mein Auto,
eben und in der Nähe eines Klos, den wollte ich nicht aufgeben, daher bin ich mit dem Rad zur Abgabe
desselben geradetl. Den Kleiderbeutel für die Laufsachen hatte ich auf dem Rücken, den auch der mußte
dort abgegeben werden
Nach Roth zurück bin ich dann getrampt und habe dabei noch einige Tips zur Radstrecke erhalten.
Am Morgen des Wettkampfes ging es für mich um 4:00 los. Immerhin mußte ich mit
zwei Kleiderbeuteln bepackt durch einen kleinen Wald laufen um dann um 4:40 in den Shuttlebus zum
Start steigen zu können. Der Bus fuhr von einem Parkplatz aus, der wiederum auch nicht direkt am späteren
Ziel war.. und wie gesagt mein Auto sollte dort im Ziel auf mich warten, immerhin war es auch mein
Schlafdomizil und ich wußte ja ich komme spät ins Ziel und würde sicher nicht mehr Lust haben noch
weit bis zu meinem Bett zu gehen.
Es war dann noch keine 5:30 da hatte ich meine Nummer auf dem Arm, mein Altersklassen
F auf der Wade, mein Rad von seiner gelben Nachthaube befreit, den Luftdruck geprüft, die Trinkfalschen
gefüllt, den Helm testaufgesetzt, die Gelpackungen am Rad fixiert.... kurz all die nervösen
rituellen Handlungen waren lange aufgebraucht bevor es für mich um 7:30 an den Start gehen würden.
Zum Glück befanden sich ja in meiner letzten Startgruppe noch andere, die jetzt auch das Problem des
Zeittotschlagens hatten. Wir kuckten also den Spitzenleuten beim Schwimmstart zu und genoßen dann
in der Sonne stehend unseren vor Wettkampf Streß.
Um 7:30 durfte ich dann ins Wasser und losschwimmen. Der Kanal soll über 21
Grad warm gewesen sein und ich war froh nur einen Neo-Shorty zu tragen. Als weit und breit einziger
Brustschwimmer konnte ich auch die Aussicht und das Publikum geniessen. Kuckte ich doch bei jedem Zug
aus dem Wasser. Es gab Bereiche der Strecke wo nicht mehr viel Volk am Ufer stand, aber im großen und
Ganzen waren überall Menschen die zukuckten, anfeuerten und den schönen Tag genossen.
Ich schwamm langsam auf einige Blaue Badekappen auf... ha ich hatte Krauler einer Startgruppe vor mir
erreicht, so schlecht kann Brustschwimmen dann doch nicht sein.
Vielen Kraulen in meinem Umfeld schien die Strecke mit 3.8km deutlich zu kurz zu sein. So wurde der
Kanal im munteren Zick-Zack durchpflügt. Oh Mist das Ufer, ab nach links, oh Mist die Schiedsrichter, ab
nach rechts.... und so weiter. Bis heute hat sich mir der Sinn dieser Übung nicht erschlossen. Aber
so blieb ich dran an Kraulern, die wohl deutlich schneller schwimmen konnten als ich, aber eben
aus reiner Genußsucht den längeren Weg suchten
1:37 später stieg ich aus dem Wasser. Freundliche Hände haben mich dabei gehalten.
Ich erwartet Stufen wie beim Einstieg, es war aber eine schräge Rampe und so wackelte ich etwas.
Das Umziehen ging wie ich fand recht flott, ein kleines schwarzes ist ja auch schneller abgelegt als
das lange schwarze.
Am Rad war alles klar und ich schob los. Irgendwer meinte nach einer gelben Linie dürfte man losradeln,
die Linie hab ich nicht gesehen, aber als die Helfer meinten ich können jetzt auch losfahren, hab
ich das dann mal gemacht.
Jetzt fing das Experiment Radfahren an. Noch nie hatte ich 180km am Stück im Sattel
gesessen. Meine längste Etappe waren 135km mit ca. 800 Höhenmeter (glaubt mir die Höhenmeter in Hamburg
zu sammeln war nicht leicht!). Also dann mal los. Erstmal ging es schön bergab, nett durch einen Wald und
auf eine Strecke die man gut fahren konnte. Die Spitze war schon vorbei, aber die zweite Garde überholte
mich dann bald.
Der Gredinger Berg war dann der erste Test. Ich hab nicht geschaut wie lang er ist, aber so 1,5km können
es wohl sein. Steigung kenne ich auch nicht genau, ist aber vorhanden. Publikum auch und der Versuch
im wilden Imponiergehabe den Berg hochzufliegen ist schon gegeben. Aber ich hatte ja Zeit und noch eine
zweite Runde zu schaffen. Also schön piano. Dito habe ich einen No-Name Berg mit Publikum und Musik und
den Solarer Berg bezwungen
Bergab wurde es fix schnell und ich habe viel gebremst. Strohballen Banging ist nämlich nichts
was ich noch probieren muß. Hut ab vor den Kollegen die da an mir vorbeizogen. Nicht meine Welt. Um
mir keinen Ärger einzuhandeln bin ich schön außen gefahren und habe in den Serpentinen immer schön außen
die Strohballen gestreichelt. Sollten die anderen innen die Ideallinie für sich haben. Ich war glücklich
wo ich fuhr.
Die zweite Runde war schon besonders. Erstmal war es jetzt leer auf der Strecke und
zweitens spürte meinen Hintern. Auch klebte der Lenker von all der verschütteten Iso Brühe. Aber im
großen und ganzen war ich überrascht, daß kein wesentliches Körperteil Protest gegen die noch laufende
Behandlung einlegte. Zurückhaltung am Berg führte dazu, daß auch meine Waden keinerlei Streß machten.
Und so bin ich die Berge in Greding, Ohne Namen und Solar erneut hoch, diesmal allerdings mit deutlich weniger
Publikum, dafür aber mit jetzt einer Sonne die zeigen wollte was in Ihr steckt.
Irgendwer hatte also gehört, daß ich sagte: Lieber Hitze als Regen. Und warm
war es nun. Ich beglückwünschte mich zu meiner Radbrille, denn mit der Wärme kamen auch suizid
gefährdete Insekten und stürtzen sich zu hauf auf mein gelbes Trikot. Diejenige die nicht zielen
konnten landeten dann zum Glück auf der Brille und nicht im Auge.
6:59 später stellte ich das Rad ab und zog mich um fürs laufen. Einige laufen
ja mit diesen an Inkontinez Windeln erinnernden Hosen auch den Marathon, aber ich wollte lieber ohne
Kuscheltier im Schritt auf die Laufstrecke. Also raus aus den Klamotten rein in die anderen. Dauerte wieder
so um die 6minuten.
Ich lief. Ein wenig mußte ich schon hier Grinsen. War mir doch klar, daß bereits
jetzt einige überrascht sein würden, daß der Müller so weit gekommen war. Warum die immer mehr Ihrer
Einschätzung und nicht meiner Kenntniss über meine Leistungsfähigkeit glauben? Keine Ahnung
Ich merkte allerdings, daß durchgehend zu laufen in den Bereich der "echten Anstrengung" gehen würde.
Die Zeit erlaubte einen Wechsel von gehen und laufen. Danke Zeit. Also bis zur Marke von 21km ein Wechsel
aus Laufen und Gehen. Bei km 21 war das Polster so groß, daß ich komplett auf Gehen umgestellt habe.
So konnte ich den zweiten Halbmarathon bereits zur Regeneration nutzen. Was sollte ich jetzt noch
sprinten, den Hellriegel und Co konnte ich ja nicht mehr packen. So ging ich mit einem inneren Grinsen 21km
gen Ziel. Ich hatte es geschafft. Challenge Roth ich bin ein Finisher.
Das jeder, also auch ich als einer der Letzten im Ziel gefeiert werden, hatte ich
gehört, was da aber abging war schon mächtig. Auch in Hamburg sitzen einige im Ziel wenn man den Marthon
fertig hat, aber glaubt mir: Roth ist definitv anders, nein besser, nein absolut unfaßbar.
Ich habe mich sehr über die Ovationen gefreut. Danke Roth.
Nun sind schon 3 Tage seit diesen Erlebnissen vergangen. Alle die es hören wollten
und auch die, die es nicht hören wollten, haben die Geschichte erzählt bekommen. Der Alltag hat mich
wieder. Mental geht es jetzt in Richtung Jungfrau im Herbst, bleiben aber wird eine Erinnerung
an einen wunderschönen Wettkampf Tag in Roth.
Zum Thema Zielzeit und der Diskussion über die Bedeutung von 14:39 in einem intergalaktisch
Zusammenhang werde ich zu gegebener Zeit noch etwas unter Geschichten Schreiben.
Mein LD Motto nochmal:
Schwimmen mach ich mit links, nach dem Rad tut mir der Hintern weh und laufen kann ich