Karwendel

Moin,

4Karwendel Querung - reloaded

Prolog: Vor ein paar Jahren bin ich bereits einmal durch das Karwendel gestapft. Mit meinem Zwerg. Diesmal mit meiner Lebenspartnerin. Auf leicht geänderter Route, da die Lamsenjochhütte nicht geöffnet hatte. Neu war auch meine Arthrose in der linken Hüfte. Wer mich auf dem Forumstreffen hat humpeln sehen, weiß, dass diese Wanderung eigentlich nicht hätte stattfinden dürfen. Aber ich wollte es gern, und so hatte ich beschlossen dem Schmerz entgegen zu treten.
Ich war schwer unterwegs. Warum? Ich wollte meiner besseren Hälfte bei Ihrer ersten Tour mög-lichst viel abnehmen. Also alles Futter bei mir. Auch einen Kocher plus Napf hatte ich dabei, Wetter war nicht als so dolle angesagt und ich dachte hin und wieder ein heißer Kaffee könnte die Moral oben halten. Meine Begleitung äußerte Bedenken zum trinken aus Bächen, also hatte ich noch einen Katadyn Poket dabei. Plus mein Zeug. Und ein kleines "falls es nicht zur Hütte reicht, machen wir ein Biwak" not Set. Ende der Geschichte: 20Kg. Und das mit der Hüfte.

Scharnitz-Karwendelhaus
18,5km, 6:30h, 1130m hoch, 240m runter

Was soll ich sagen. Eigentlich die unspektakulärste Etappe der Wanderung. Ein paar hundert Meter durch den Ort Scharnitz, dann noch etwas durch die neu erbauten Edel Hütten von Münchnern (zumindest den Kennzeichen der Autos nach zu urteilen) und dann war man im. langen Tal der Forstwege. Es geht über ca. 15km über breite Forstautobahnen. Man hat schöne tief Blicke auf den Karwendelbach und sieht wie dieser dem eigenen Niveau immer näher kommt. Bis man später quasi Bach parallel läuft. Der erste Streckenabschnitt ist noch Wald, später wird es ein Wechsel zwischen nix Bäume und Wald.
Eine Alm die es damals noch als Zwischenstation mit Buttermilch und Co gab scheint vollständig verschwunden zu sein (Lachetalm?). Schade eigentlich. Auf dem Weg überholte uns der Hüttenwirt und bot an die Rucksäcke mitzunehmen. Ich trug meinen Weiter, aber meine Liebste war ab dem Moment (ca. km 8) leichter unterwegs. Es war durchwaschen mit leichtem Niesel hier und da, aber soweit trocken.






Ab der zweiten Alm mit Forsthaus änderte sich das. Flotter Landregen. Ich blieb kurz behost und im T-Shirt. Der Rucksack war schwer und ab jetzt ging es eh nur noch flott bergauf. Der letzte Anstieg zum Karwendelhaus. Da bleibt man auch nass noch warm.
Wir verließen den Forstweg und gingen über Bergpfade. Ein Glück, so sahen wir noch den Kollegen lebendgebärender Alpensalamander. Schön. Die Hütte erreichte ich als nasser Pudel. Auf dem Zimmer (ja vorab ein zwei Bett gebucht) schnell was warmes angezogen, etwas langemacht und dann runter zum futtern. In Ruhe gegessen und dann zu meinem größten Horror die Ankündigung, dass man im Winterraum das Spiel der Deut-schen sehen könnte. Scheiße, selbst hier oben verfolgt einen das. Da meine Einstellung dazu eine andere ist, als die meiner Partnerin und ich kein Spielverderber sein wollte, gab es das Spiel.

Karwendelhaus-Falkenhütte.
9,3km, 4:30h, 460m hoch, 480m runter

Deutlich schönere Ecke. Kleine Pfade, waldig, Kleiner Ahornboden mit ca. 600 Jahre alten Bäumen. Toll. Unten am Ahornboden ein Imbis mit heißem Kakao das die Temperaturen doch eher in Richtung frisch gingen. Aber trocken. Immerhin.
Vom kleinen Ahornboden dann durch waldige Pfade rüber zu nächsten Alm. Dann mit weitblick hoch über Forstwege Richtung Falkenhütte. Die letzten Meter dann wieder über Pfade über die Almwiese.





Schnell ins Zimmer - ja auch hier nicht das Lager. Etwas Ruhe und dann Essen und Blicke schweifen lassen. Quasi ein Ruhetag. Ach ja, Hüfte. Es ging. Der Erste Tag war fies, aber heute lief es ganz gut. Wohl auch, weil es nicht so weit war und der Schmerz sich nicht so entwickeln konnte.

Falkenhütte-Gramaialm
18,6km, 9:10h, 1370m hoch, 1930m runter

OK, das war dann doch ein Stück fies. Also sowohl für meine Hüfte als auch für meine Partnerin. Aber der Reihe nach. Es geht ja zunächst fast Hangparallel durch ein Geröllfeld. Ein paar Höhenmeter verliert man aber, die man dann beim nächsten Sattel aber wieder hoch muss. Dann folgt ein langer Abstieg auf lustigen Wegen Richtung großer Ahornboden und der Eng-Alm. Ein Tourismus Tempel. Tausende Menschen werden mit Bussen hochgekarrt. Egal. Für uns gab es ein Getränk und Pflaster auf die Blasen. Also bei meiner Begleitung. Ich hatte zum Glück keine. Hüfte reicht ja auch.
Es folgt ein ödes Stück hoch zur Binsalm. Breiter Weg, fast nur geradeaus und nix richtig zum kucken. Binsalm - es war pralle Sonne heute - erneut was zu trinken. Ich schluckte drei Buttermilch in mich rein. Dann weiter der Aufstieg Richtung Binssattel. 1900 irgendwas. Oder fast. Oder so. Am Ende recht steil. Und Meine Begleitung bekam ein wenig Höhenangst. Ging aber. Wir krochen langsam Höhenmeter für Höhenmeter nach oben. Machten immer mal wieder kleine Trinkpausen. Mein Shirt sah aus wie am ersten Tag, nur dass es diesmal Schweiß war. Ich denke so 1-2kg Futter hatten wir raus, aber der Rucksack war immer noch nicht UL. Oben am Sattel sah ich, dass der Gramai-Hochleger schon offen hatte. Sollte eigentlich erst am 1.7. öffnen. Egal, er war offen und es würde erneut Buttermilch geben können. Ein Antrieb für den Weg dorthin.












Nach einer gemütlichen Pause dort ging es an den steilen Abstieg Richtung Gramai-Alm. Es gab keine bösen Tiefblicke, so dass es meiner Begleitung gut ging, aber die Wege waren fix steil und so bewährte sich die oben nachgezogene Schnürung der Schuhe. Aber auch so kamen irgendwann die Zehen vorne an. Egal. Die Gramai-Alm ist so eine Art Luxus-Ausflugs-Alm. War dann auch OK. Hier wollten wir zwei Tage bleiben. Und für meine Begleitung war die Pause auch gut. Mir ging es am Ankuftstag sehr gut. Hüfte war eingelaufen. Der Ruhetag war so lala. Aber dann.

Gramaialm-Pertisau
8,9km, 2:45h, 70m hoch, 400m runter

Es ging gar nicht. Also für die Hüfte. Die Ruhe hat dem Ding nicht gut getan. Ich war langsam und es schmerzte. Sitzen machte die Sache nur noch schlimmer. Also ging ich langsam aber stetig. Das es dann ab halber Strecke noch zu schütten anfing war egal. Das ab ca. der gleichen Stelle der Forstweg dann auch noch asphaltiert war. Egal. Nur noch stetig gehen und ankommen. Fast endlose drei Stunden. Es zog sich, weil es so öde und schmerzhaft war.
Der Achensee hat dann entschädigt. Wir waren noch zwei Tage dort. Ein paar kleine Wanderungen und eine Fahrt mit der historischen Zahnradbahn. So kann eine kleine Auszeit gut enden.