Beine

Extremitäten, untere

Moin,

Extremitäten, untere
Komischer Titel, oder? Na es geht im Prinzip um alles was so am Rumpf dranhängt. Dinge die immer da sind. Die aber normal nicht bemerkt werden. Will sagen, ich merke normal nicht dauernd, dass ich Arme und Beine habe. Ich gehe durchs Leben, die Dinger sind dran und gut ist. Kein ständiges hin denken. Kein huhu ich bin Dein Ellenbogen. Denkst auch mal an mich, ich bin Dein Knie? Nichts in der Art. Zumindest mir fallen die nicht ständig in meiner Gedankenwelt auf.
Nun ist es aber so, dass mein linkes Knie diesen Zustand geändert. Wie es das gemacht hat kann ich gar nicht sagen. Es wäre ein leichtes zu behaupten es tut weh und fertig. So ist es aber nicht. Es tut normal nicht weh. Es ist einfach da. Ich spüre ein Knie. Und das ist anders. Anders als sonst. Ich spüre ein linkes Knie. Kein rechts. Nur das linke. Kein Schmerz. Nur ein Knie. Es ist immer da. Ich sitze. Ich habe ein linkes Knie. Ich stehe. Ich spüre ein linkes Knie. Ich liege. Genau. Ein linkes Knie. Das nervt.
Wenn ich dann laufe. Genau "wenn" ich dann laufe. Da haben wir schon den ersten Salat. Wenn. Wenn bedeutet ich tue es nicht ständig. Ich tue es "wenn". Das ist eigentlich zu wenig in Anbetracht einer nahen Jungfrau. Also wenn ich denn laufe, dann spüre ich zunächst auch das Knie. Dann aber mit Schmerz. Nicht doll. Aber mit Schmerz. Meist wandert der dann flott in die Hüfte oder den Knöchel. Für 2-3km bleibt er da. Mein Tempo ist moderat. Die Schritte eher wackelig. Was Menschen die mich in dieser Phase sehen denken, will ich nicht wissen. Dann sind die 2-3km rum. Der Schmerz lässt nach. Das Tempo steigt. Nein. Keine Panik. Ich werde nicht schnell. Das habe ich nie gesagt. Ich sagte das Tempo steigt. Ich werde schneller, aber ich bin immer noch langsam. Ich habe einen Ruf zu verlieren. Ich bin also im schnellen langsam. Ohne Schmerz. Der ist ja gegangen. Und so laufe ich vor mich hin. Eine schöne Phase. Ich genieße das. Ich weiß warum. Es ist kurz. Denn es geht weiter in den Veränderungen.
Die Wade. Wir erinnern uns. Die Wade (rechts), hat mir schon einiges an Laufspaß verdorben. Ziemlich sogar. Dick. Geschwollen. Verfärbt. Hatten wir alles. Diese Wade also die meldet sich. So ab km 6. Da meldet Sie sich wie einst das Knie in Ruhe. Huhu Heiko. Ich bins Deine Wade. Keine weiteren Details. Nur der Hinweis ich habe eine rechte Wade. Nicht ganz einen km später stehe ich dann an einen festen Gegenstand gelehnt und versuche den stechenden Schmerz durch dehnen zu entfernen.
Dies passiert unabhängig davon ob ich vor einem Lauf links herum tanzend einen Magnesium Tee trinke, bei Vollmond mit Stirnlampe und Wadenwärmer laufe, vor dem Lauf dehne oder nicht. Mich warm mache oder nicht. Egal. Es ist wie in Stein gemeißelt.
Auch habe ich versucht durch Laufen über den Innen oder außen Spann, durch kleine oder weite Schritte, höheres (genau, nicht hohes!) oder langsameres Tempo, Beine die sich nie ganz strecken oder bei jedem Schritt bewusst bis in die Überstreckung gehen… ach ich habe alles probiert. Ich laufe meist Nachts, wo mich keiner sieht und derartige Stilblüten weder Gelächter noch stationäre Behandlung nach sich ziehen. Aber nützt die Geborgenheit der Nacht und die dadurch vorhandene Freiheit. Nein. Es nützt nichts.
Wir haben ein bewusstes Knie, einen Laufstartschmerz, eine Ruhephase gefolgt von einer Wade.
Nun laufe ich ja weiter als 7 km. Das stellt sich die Frage wie. Ich hatte ja gedehnt. Und danach habe ich so einen harten Gnubbel in der rechten Wade. Einer der zwickt. Und einer der sehr genau artikuliert: Machst Du jetzt einen unbedachten Schritt lieber Läufer, dann, ja dann wirst Du sehr lange Freude haben. Also mache ich ihn nicht den unbedachten Schritt. Ich laufe wie auf rohen Eier. Ich laufe langsam. Weil wenn ich mein schnelleres langsam laufe, also mein höchst Tempo, dann kann ich nicht so kontrollieren was meine Extremitäten treiben. Ich aber muss jetzt kontrolliert laufen. Also langsam.
Das ist wahrlich kein schönes Laufen. Selbst Nebel über der nächtlichen Alster oder die Ruhe des Waldes, das zirpen der Grillen oder der Duft des Moores… all das kann nicht vom Gnubbel in der Wade und seinen Anforderungen an mich und meinen Laufstil ablenken. Und das ist nicht schön.
Ich werde es wohl nicht ändern können. Zu lange ist es jetzt so wie geschildert, als das ich glauben würde, es ginge weg. Aber schön ist es dennoch nicht. Gewöhnen will ich mich daran auch nicht. Ich werde weiter unorthodoxe Laufbewegungen testen und Salben und Stützstrümpfe testen. Eines Tages werde ich loslaufen. Unrund, den der Knieschmerz wird nicht gehen, dass hat er noch nie in den letzten 36Jahren gemacht. Dann rund. Und plötzlich bin ich bei km 8 und es war nichts. Sobald dieser Tag war, werde ich es hier schreiben.