Elbsandstein 2013

Poofen in Boofen

Moin,

Prolog (möge überspringen wer nichts über Hüften lesen will):

Wie vielen bekannt sein dürfte, könnte, sollte, hab ich Hüfte. Großes Aua in großem Gelenk. Und letztlich unumkehrbares Aua. Sprich Arthrose. Die Arthritis, die ist umkehrbar. Und so hat sich die Schonung, dass Futtern von diversem Dingen für den Knorpel, das ins Gelenk gespritzte Cortison gefolgt von Hyaloron Säure, die Osteopathie, die KG….all das … dafür gesorgt, dass ich wieder gehen kann ohne das mir die Gesichtszüge entgleisen. Nun ist Gehen schon mal nett, aber ich war ja mal der lange Läufer und der sportliche Wanderer. Jetzt galt es also herauszufinden, ob neben Gehen auch Wandern wieder geht.
Nein ich wollte nicht direkt wieder mal den Hexenstieg im Winter oder ähnliches machen. Auf keinen Fall. Ein wenig Vernunft residiert auch in meinem Hirn. Aber wandern wollte ich.

Tag 1:

Ich wohne nicht in der Nähe des Elbsandstein und so haben die Götter vor den Wandertest die Anreise gesetzt. In diesem Fall 6 Stunden mit dem Auto. Ich vorn am Lenkrad, die Zwerge (Männchen 14 und Weibchen 15) hinten hatten ihren Spaß und ich durfte mich auf die Straße konzentrieren. Gerechte Welt. Egal. Irgendwann stand Bad Schandau auf einem Ortschild. Kurz bevor sich das mit Bad Schandau hatte parkte ich die Kalesche auf dem Seitenstreifen und es ging los. Kurze Diskussion darüber was nun - nach dem letzten Wetter check - in den Rucksack muss und was nicht. 21 Uhr ist durch und wir setzen uns in Bewegung. Ziel für heute ist eine Boofe an den Torsteinen. Also nur ein kurzer 2km Aufstieg und dann ein Nachtlager bauen.

Flott geht es bergan und wie wir später noch hören sollen war es gut, dass es spät aber nicht noch später war.
In der Boofe sind schon Menschen und es sollen auch noch welche kommen. Für uns drei ist aber eine Ecke frei und wir entfalten unsere Iso-Matten und Schlafsäcke. Ein Tee für die Nacht und dann geht es auch schon in die Tüte.
Gegen Mitternacht hören wir einen mörder Lärm aus dem Tal. Kurze Zeit später erreichen noch zwei Menschen die Boofe. Sie hatte auf dem Weg nach oben Kontakt mit einem Keiler. Sie meinten Sie hätten sich mit Pfefferspray zur Wehr gesetzt. Spannend. Ich denke ich hätte einen Baum versucht. Egal. Sie leben und über den weiteren Werdegang des Keilers ist nichts bekannt.

Tag 2:

Der Morgen bringt Regen. So bleiben wir länger liegen, schauen den Tropfen beim Fallen zu und genießen die Aussicht. Herrlich. Gegen 9:00 beginnen wir mit der Zubereitung von Essen. Ein Vollei-Pulver-Rüherei-Test verläuft auf dem Gaskocher in einer dünnen Titanpfanne alles andere als positiv. Da Zeit ist, wird nach Reinigung der Pfanne ein zweiter Test unternommen. Besser. Aber auch nicht gut. Immerhin verging die Zeit. Und anderes Essen stillt den Hunger. Gegen 10 brechen wir auf. Ziel? Ja, gute Frage. Ohne würde ich sagen. Erstmal einfach weiter. Wir schauen zunächst noch die zweite Boofe an der Westseite an. Man weiß ja nie. Dann geht es um die Torsteine und wir beschließen zur Schrammstein Aussicht aufzusteigen. Ein paar Stufen, ein wenig höherer Puls und wir sind oben. Leichter Niesel bewirkt, dass man schon auf den Tritt achten muss. Weder die Blechstufen, noch die Hölzer oder Wurzeln sind sonderlich griffig bei Nässe. Trotz des leicht feuchten Wetters ist es voll bei der Schrammstein Aussicht. Wir suchen das Weite. Entlang des Schrammstein Höhenwegs zieht es uns zum Carola Felsen. Unser Plan ist es in der wilden Hölle - ich sah auf Fotos dort einen Bach - Wasser zu fassen und zu kochen. Als wir die wilde Hölle erreichen sehen wir, dass Schnee und Wind einiges an Gehölz zum brechen überredet hat. Die Zwerge können besser darunter durch tauchen als der Hüftkranke Alte. Ach ja Hüfte. Es läuft. Rund sogar. Ich komme gut zurecht. Sehe sicher nicht so flott aus wie ehedem und muß auch deutlich besser nach einem guten Tritt suchen als früher. Leichtes Nachrutschen wird nämlich konsequent mit einem deutlichen Aua belohnt. Also gut gucken und bewusste auftreten ist das Motto der Stunde.






Am Fuß der wilden Hölle sind die Zwerge um eine Erfahrung reicher. Es ging an der einen oder anderen Stelle doch bergab. Die Tritte schmal und feucht. Die Handgriffe boten Sicherheit, aber der Kopf musste das auch zulassen. Schön. Was wir am Ende der wilden Hölle aber nicht hatten war Wasser. Der Fluß ist zu erkennen, aber sandig und trotz Regen in der letzten Nach und Niesel im Moment führt er kein sichtbares Wasser. Hunger ist dennoch da und so wird aus dem Trinkvorrat das Kochwasser. Wir stärken uns mit Gefrier getrocknetem Jägertopf und gehen weiter.
Die Kiddies sollen ja ein bisschen was erleben und so bleibe ich an der ersten echten, tiefen Pfütze stehen und sage: Wasser! Ungläubige Blicke. Wir filtern mit dem Keramik Dinges 2 Liter. Der Filter ist wegen dem lehmigen Zusatz schnell müde und schreit nach oberflächlicher Reinigung. Das Wasser selbst schmeckt herrlich erdig. Aber nicht jeder aus unserer kleinen Gruppe kann diese Ansicht teilen. Nach kurzer Debatte wird aber einstimmig beschlossen: Zum kochen ist es OK. Weiter geht es. Zur Sicherheit und für mehr Wasser wählen wir Günters Börnel als nächsten Schlafplatz. Nach nur 11km Tagesetappe erreichen wir die Quelle und haben jetzt Wasser satt. In der Boofe angekommen wird erneut gekocht. Ein Pärchen mit zwei ganz "winzigen" Kindern und ein älteres Ehepaar teilen sich den Börnel mit uns. Meine Zwerge gehen noch ein wenig auf Erkundungstour. U.a. zum Zeckensammeln wie sich später noch zeigen wird. Die Nacht ist ruhig und obwohl rings herum der Boden vom Schwarzwild zerwühlt ist - dort ist nämlich LNT noch nicht angekommen - bekommen wir keinen Besuch.


Tag 3:

Diesmal geht es früher hoch. Das Frühstück ist ein Gefrier Müsli Test. Das Zeug besteht, selbst vor den verwöhnten Gaumen der Zwerge. Kaffee mit Milchpulver allerdings wird nicht zu Ihrem Lieblingsgetränk werden. Der Alte hingegen genießt es. Denn Schlaf ist nur ein jämmerlicher Ersatz für Kaffee. Und so reicht der Kaffee um frisch in den Tag zu starten. Es sollen ein paar mehr Klettereinlagen werden. Zunächst geht es auf verschlungenen und wenig beschrittenen Pfaden bergan in Richtung Carloa Felsen. Diesmal wollen wir dort auch mal rauf in die Tiefe blicken. Oben angekommen gibt es ein zweites Frühstück und der weitere Weg wird geplant. Erneut lenkt das Wasser die Geschicke. Jemand meint an der Ida Grotte gäbe es welches.
Wir ziehen über die Kammlage Richtung Ida Grotte. Dort gibt es eine Quelle mit Wasser welches man angeblich nicht trinken darf. Schmeckt aber. Erneut gibt es aber auch hier Unstimmigkeiten ob man damit nun nur kochen kann. Wir haben jetzt Koch- und Trinkwasser.
An der Ida Grotte machen wir uns eine Tüte warm und schwitzen in der Sonne. Der Niesel des Vortags ist einem vollständig Sonnen durchfluteten Tag gewichen. Wir staunen über die Mengen an Menschen die sich hier tummeln.






Von nun an geht es bergab. Über diverse Stufen verlieren wir Höhenmeter um Höhenmeter um dann nahezu Höhenlinien parallel den Hang entlang zu schlendern. Unter den Hohen Bäumen ist es schattig und angenehm. Unser Ziel ist der Einstieg zur Häntzschel Stiege.
Nach der Umrundung des Bloßstock stehen wir am Eingang. Nur für geübte. Na in irgendwas sind wir geübt. Also weiter.
Am Startpunkt eine Gruppe die mit Führer unterwegs ist. Sie sichern sich. Am Einstieg. Ein Stahlseil parallel zu den Stufen. Unterer Fixpunkt ca. 1.5 über dem Boden. Klettersteig Set. Aha. Ich überlege im Geiste den Sturz. Man fällt. 3 Meter Stahlseil. Die Karabiner machen klack. Das Seil ist zu Ende. 80cm freie Nutzlänge des Klettersteigsets. Der fallende berührt bereits mit den Extremitäten den Boden. Jetzt, ja jetzt würde der Fallstoßdämpfer anfangen zu wirken, wenn nicht, ja wenn nicht der Boden schon da wäre. Wir gehen so. Sicher das andere Extrem. Aber wenn ich mir die Menschen ansehe, die die Tour machen, dann sind 80 Prozent so unterwegs wie wir. Ich ahne, allerdings, dass dies ein Punkt ist, der diskutiert werden könnte.
Die Einstiegskletterei ist leicht und fix erledigt. Weiter geht es über unspektakuläre Elemente bis zum, ja, ach sagen wir, Kamin. Schmaler Spalt. Rucksack mit vollem Ornat, wird das passen? Bei den Zwergen ja, bei mir nicht. Ich muss kurz abschnallen und den Rucksack hinterher ziehen bis es weiter wird.
Dann hoch über die Metallsprossen. Oben umsteigen in die Querung. In der Querung die Wandseite wechseln. Was für ein Spaß. Nix für Menschen die Boden unter den Füßen brauchen. Aber für meine Beiden und mich ein schöner Teil der Wanderung. Oben angekommen gilt es noch ein paar Spalten zu überqueren, die alle samt gut überbaut sind mit Gitterosten, Handseilen oder Griffhaken.








Eine kurze Pause wird für den Blick über den Hang und an die Beine genutzt. Es gab Felskontakt und ein wenig Hautverlust. Bei diesen Blicken werden auch die neuen Mitstreiter entdeckt. Die Zecken vom Vortag. Na gut. Raus damit und weiter.
Es soll Richtung Übernachtung gehen. Dem Wunsch nach "gutem" Wasser folgend gehen wir an Günters Quelle vorbei erneut Richtung Boofe an den Torsteinen. In schöner Westausrichtung sollte es einen tollen Sonnenuntergang zu sehen geben. Gibt es auch.
Ein älteres Ehepaar erzählt den Zwergen von alten DDR Zeiten und diversen Fernwanderungen. Die Zwerge genießen den Umstand, dass es morgen nur noch wenige Schritte bis zum Auto sind.
Heute sind es knappe 16km gewesen. Aber mit den Aufstiegen und den Rucksäcken merken die Beiden die km schon. Ich merke nichts. Insbesondere die Hüfte nicht. Was mich froh stimmt. Fairer Weise muss ich sagen, dass ich noch Diclofenac esse. Die Entzündung ist noch nicht ganz weg. Aber auch damit hatte ich immer noch mal Aua. Diesmal nicht. Wandern geht. Das steht fest und macht mich froh. Kurz nachdem wir in der Tüte liegen kommt ein neues Wetter. Das alte war besser, aber diese ist lustiger. Sturm, Regen, Blitze. Kein Donner. Im peitschen des Sturms rieselt uns langsam der Sand auf die Schlafstaat. Egal. Wir schlafen.

Tag 4:

Wir verzichten auf ein Frühstück in der Boofe. Die Zwerge kleben und ich auch. Am Auto gibt es noch einen Wassertank und die Aussicht auf ein gewaschenes Gesicht. Die Meter sind schnell geschafft und die Zwerge machen sich stadtfein. Das normale Leben hat Sie wieder. Ich hingegen schaudere bei dem Gedanken an die noch zu fahrenden km.


Fazit:

Die Zwerge waren begeistert. Es war ein Abenteuer einzig das "im Kreis" laufen soll nicht wieder sein. Wir werden also bei der nächsten Tour wieder einen Anfangs- und Endpunkt haben die deutlich von einander entfernt liegen. Wandern um der Bewegung willen ist nicht. Es muss auch von A nach B gehen. Wieder was gelernt.